P.A. Orlimont
P.A. Orlimont
„Er ist der einzige Pfälzer, dessen Name schachlich Weltgeltung hat und in der ganzen Schachwelt unbestrittenes Ansehen genießt.“
Die Rede ist von Dr. Ernst Krieger, der unter dem Pseudonym P. A. Orlimont eine Unzahl von Schachaufgaben komponierte. Das Zitat stammt aus der Pirmasenser Zeitung 1937 und es war Teil der Laudatio des Zweibrücker Schachklub-Kollegen Edmund Hüther anlässlich des 70. Geburtstags von „P. A. O.“.
Franz Heinrich Ernst Krieger wurde am 8. Juni 1867 als Sohn des Postexpeditors Gustav Adolph Krieger und dessen Ehefrau Catharina Juliana Hammel in Wolfstein geboren. Zur gleichen Zeit schrieb der ehemalige Wolfsteiner Notariatsangestellte Hippolyt August Schaufert an seinem erfolgreichsten Theaterstück „Schach dem König“, doch zum einen lebte jener zu diesem Zeitpunkt schon in Germersheim, zum anderen geht es in diesem Stück noch nicht einmal ums Schachspiel sondern ums Tabakrauchen.
Sein Großvater Franz Krieger war ein ehemaliger Rotgerber und seit 1852 Bürgermeister von Wolfstein, zu dessen Leistungen in seiner Amtszeit zählte, dass er das alte Amtskellereigebäude für die Gemeinde als Rathaus erwarb und den Grundstücksverkauf für den Bau einer evangelischen Kirche organisierte; beides befand sich im Besitz seines Bruders Karl Krieger. Die Urgroßväter von Ernst Krieger waren Georg Christian Krieger und Simon Joseph, genannt Dr. Gabriel Schmitt, die 1798 im Auftrag der französischen Regierung den kurpfälzischen Amtskeller gestürzt hatten. Es handelte sich bei ihnen um die wohl einflussreichsten Bürger der Stadt. Christian Krieger sollte durch seine vielen Töchter zudem der Ahnherr mehrerer Zweige der Unternehmer-Familie Braun (Bierbrauer, Gerber, Färber) werden. Ein anderer Urenkel war der Bankier Heinrich Louis Braun, Vater des Unternehmers Karl Otto Braun, der eine Amerikanerin namens Amy Krieger geheiratet hatte, auch sie eine Urenkelin.
Das Geburtshaus von Ernst Krieger befand sich dann auch mitten in der Stadt (heute Bäckerei Schreck), doch verließ er den Ort schon als Kind und ob er hier schon das Schachspiel erlernte ist ungewiss. Sein Vater wurde königlicher Amtsgerichtssekretär und wechselte häufig den Wohnort. So kam es, dass Ernst Krieger 1886 in Zweibrücken das Abitur machte.
Da er die juristische Laufbahn einschlug, wurde Ernst Krieger auch immer wieder versetzt und so wurde er zu einem Pfälzer, der in jeder Region zumindest zeitweise wirkte. Schachbezirkmäßig begann er im Bezirk 6, in Wolfstein und in Kusel, wo er zur Schule ging. Im Bezirk 5 war er Abiturient (zuvor noch in St. Ingbert), nach dem Studium in München, Heidelberg und Erlangen wurde er Referendar im Bezirk 1 (Kirchheimbolanden und Kaiserslautern), 1895 ließ er sich als Rechtsanwalt in Frankenthal (Bezirk 2/3) nieder, wo er sich auch verheiratete.
Nach etlichen weiteren Stationen (unter anderem in Germersheim, Bezirk 4) verbrachte er dann ab 1923 die letzten 20 Jahre seines Lebens wieder in Zweibrücken. Nur wenige Tage lebte er 1943 in Landau, doch dort starb er am 22. April 1943 und dort befand sich auch sein Grab. Er hinterließ einen Sohn Urban Wolfgang Krieger, geboren 1899 und gestorben 1988, beides in Kaiserslautern.
Sein Pseudonym gestaltete er als Anagramm seines Spitznamens „Plato minor“, den ihm seine Mitschüler verpasst hatten, wohl wegen seiner grüblerischen Art und einem gewissen Hang zum Philosophieren.
So war er dann auch nicht nur einfach ein Schachproblem-Erfinder, sondern machte sich auch Gedanken über das was er tat, die er dann auch verschiedentlich in Fach- und anderen Zeitschriften veröffentlichte. So machte er 1937 in „Schwierigkeit und Schönheit des Schachproblems“ 1937 klar, dass er Begriffe der Kunstkritik für das Schachproblem für angemessen sieht.
Die Sonderbarkeit des Schachproblems macht es demnach nicht nur zu einem intellektuellen Vergnügen, sondern auch zu einem Gegenstand der Ästhetik, sodass Begriffe wie Schönheit, Mode und Geschmack auch auf die „Problemkunst“ angewendet werden können.
Rainer Fries
P.A. Orlimont war ein Problemkomponist, der in der Problemwelt hohes Ansehen genoss. Nicht nur durch seine mehr als 600 publizierten Schachprobleme, von diesen auch heute noch viele bekannt sind und als Nachdrucke in Artikeln und Büchern erscheinen, sondern auch durch seine nicht weniger wertvollen zahlreichen Anregungen zur Problemschachthematik, die – weit über seinen Tod hinaus – von Bedeutung geblieben sind.
Deutsches Wochenschach 1907
Auflösung am Ende dieses Berichts
Hervorzuheben sind die Impulse Orlimonts auf dem Gebiet der Kegelprobleme, des MausefallenThemas und des parakritischen Zugs. Zwar hat Orlimont hierzu jeweils nur wenige Beispielaufgaben beigetragen, doch zeigten diese meist bahnbrechende Wirkung wie der Dreizüger mit der Mausefalle (s. Diagramm), der eine schwarzweiße Schnittpunktkombination zeigt.
Hier nun die Auflösung dazu:
Die weiße Dame verlässt im Schlüsselzug das kritische Feld c5 und behält dabei das Feld c2 im Auge, um das Turmschach auf c2 abzufangen:
Die weiße Dame verlässt im Schlüsselzug das kritische Feld c5 und behält dabei das Feld c2 im Auge, um das Turmschach auf c2 abzufangen: 1. Df5! (Zugzwang), der schwarze Turm muss c5 bewachen und zieht kritisch über dieses Feld, 1. ... Txc6 , (der schwarze Läufer muss stillhalten, das sonst 2.Da5# folgt), die weiße Dame kehrt nun zurück und der schwarze Turm sitzt in der Falle, 2. Dc5! (Zugzwang) 2. ... T~/Txc5/L~ 2. . Dc2/Dxc5/Da5# .
Franz Pachl